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aus "Teufelskatz" - Band 2 (2017)

Nachdem Steinböck sich eine Zigarette gedreht hatte, setzte er sich mit einer Tasse Kaffee in den Korbstuhl

und stellte fest, dass er Maxi Müllers Marihuanapflanzen unbedingt gießen musste. Nachdem Maxi Müller wegen zweifachen Totschlags zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden war, hatte Steinböck auf ihren Wunsch die Wohnung gewechselt, um sich besser der Pflanzen in ihrem Wintergarten annehmen zu können. Dazu hatte man ihre Möbel in seiner ehemaligen Wohnung abgestellt, und er war dafür mit seinen Sachen bei ihr eingezogen. Dafür hatte er versprochen, sich um ihre Pflanzen zu kümmern.

Während er seinen Gedanken und Tagträumen nachhing, war die Katze durch die offene Gewächshaustür

hereingekommen, sprang auf den wackeligen Korbtisch und platzierte sich vor Steinböcks Kaffeetasse.

»Verdammt, du sollst nicht immer mit deinen dreckigen Pfoten auf den Tisch springen«, knurrte er und zündete dabei die Selbstgedrehte an.

»Ich hab es heute Nacht getroffen«, sagte sie, ohne auf Steinböcks Vorwurf einzugehen.

»Wen hast du getroffen?«

»Na, es, das fliegende Spaghettimonster.«

»Aha«, sagte er grinsend und nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette.

»Ja, es bestand nur aus einem großen Haufen Spaghetti mit Stielaugen, und dazwischen waren kleine Fleischpflanzerl. Ungefähr wie diese ekligen Köttbullar, die du

dir bei IKEA immer reinziehst.«

Steinböck gluckste, verschluckte sich am Rauch der Zigarette und hustete wild.

»Du nimmst mich wohl nicht ernst, und außerdem solltest du nicht so viel rauchen, wenn du es nicht verträgst.«

Steinböck versuchte wieder zu Atem zu kommen, griff sein Feuerzeug und warf es nach der Katze, die aber

bereits blitzschnell durch die Tür verschwunden war.

»Gewalt ist auch keine Lösung«, hörte er sie noch rufen.

Steinböcks anfängliche gute Laune war auf den Nullpunkt gesunken. Für einen kurzen Moment dachte er

wieder daran, den Polizeipsychologen aufzusuchen.

Spaghetti mit kleinen Fleischpflanzerln, das kann nicht aus meinem Hirn kommen, überlegte er, und somit verwarf er den Gedanken, mit dem Psychologen zu sprechen, zum wiederholten Male. Solange es danach aussah, dass die Katze wirklich mit ihm sprach, sah er keine Veranlassung, an seinem Geisteszustand zu zweifeln.

Pünktlich um 8.30 Uhr verließ er mit seinem alten Käfer, begleitet von einigen Fehlzündungen, den Hof in

der Fallmerayerstraße. Er hatte versprochen, seine Kollegin Ilona Hasleitner abzuholen und sie mit ins Kommissariat zu nehmen. Die Katze saß wie immer, wenn sie nicht schlief, vorne auf der Ablage, von wo sie in der Regel ihre Kommentare zu Steinböcks Fahrstil oder dem der anderen Verkehrsteilnehmer zum Besten geben konnte. Diesmal blieb sie still und es hatte auch nicht den Anschein, als ob sie den Verkehr beobachten würde.

In der Schellingstraße stieg Ilona Hasleitner zu.

 »Morgen, Chef, morgen, Katze, gut geschlafen?«, sagte sie munter und ließ sich in den Beifahrersitz plumpsen.

Hasleitner hatte im letzten halben Jahr deutlich abgenommen, so passte inzwischen auch der Sicherheitsgurt des alten Käfers. Steinböck brummte ein kaum verständliches

»Guten Morgen«, und Frau Merkel, die Ilona Hasleitner sonst freudig begrüßte, starrte weiterhin schweigend auf die Straße.

»Auweia, dicke Luft bei der Familie Steinböck. Soll ich aussteigen und mit der Tram fahren?«

»Awo, die Katz hat bloß schlecht g’schlafen. Sie hat eine Erscheinung g’habt und jetzt hat sie Bauchweh«,

sagte Steinböck feixend.

»So, eine Erscheinung, und was ist ihr erschienen?«

»Ein großer Haufen Spaghetti mit kleinen Fleischpflanzerl.«

»Auweia, und davon hat’s zu viel gefressen?«

Jetzt lachte Steinböck laut.

»Kann scho sein, aber ich glaub’s nicht. Der Haufen Nudeln ist nämlich das fliegende Spaghettimonster und die Gottheit der Pastafari.«

»Du meinst, der Rastafari, Bob Marley und so.«

»Na, na, Pastafari ist schon richtig. Und da des alles mit einem neuen Fall zu tun hat, wirst du im Büro gleich

darüber recherchieren.«

»Ein neuer Fall?«

»Ist noch nicht ganz sicher, aber mein Bauch sagt mir, dass es einer wird.«

Ilona Hasleitner schwieg einen Moment und versuchte, das eben Gehörte zu verdauen. Dann schweifte ihr Blick von der Katze zum Kommissar. Der »Chef«, wie sie Steinböck am liebsten nannte, hatte sie vor einem halben Jahr während ihrer Ausbildung zum Streifendienst zur Kripo geholt. Inzwischen hatte sie ihre Prüfung abgelegt und wollte Ermittlerin werden. Steinböck war gemütlich, aber auch genial. Doch sein seltsames Verhältnis zur Katze, die er meist mit ins Büro brachte, stellte sie immer wieder vor neue Rätsel.

»Und woher weißt du, dass dieses Spaghettimonster der Katze erschienen ist? Du kannst also doch mit ihr

reden«, stellte sie fest.

»So ein Schmarrn, niemand kann mit Katzen reden«,

sagte er energisch. Frau Merkel zog ihre Mundwinkel herunter, und ohne Zweifel schmunzelte sie hämisch. Dann sprang sie von der Ablage auf Ilonas Schoß und rollte sich dort genüsslich zusammen.

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